Lokomotiven
Die erste Lokomotive, die Spalt erreichte, war eine bayerische A II mit dem Namen "Leonore". Die Gattung A II mit der Achsfolge 1A1 war eine Schlepptenderlokomotive von 12,50 m Länge. Sie war die erste bayerische "Longboiler"-Lokomotive. Ihre Höchstgeschwindigkeit betrug 42 km/h. Gebaut wurde sie 1847 von der Firma Keßler in Karlsruhe. 1876 wurde die "Leonore" in der Centralwerkstätte München in eine B I Lokomotive mit der Achsfolge 1B umgebaut. Im November 1879 wurde sie ausgemustert.
Ab 1873 kam die Gattung D II (Bär und Geier) auf der Strecke zum Einsatz. Die D II waren Tenderlokomotiven mit der Achsfolge B, 30 km/h schnell und 5,82m lang. 1873 war auch das Baujahr der D II Baureihe. Hergestellt wurden sie von der Firma Krauss in München. Da diese kleinen Maschinen nicht sehr leistungsfähig waren -sie waren die kleinsten Normalspur-Lokomotiven, die die Königlich Bayerische Staatsbahn je besessen hat- wurden sie zwischen 1891 und 1895 schon wieder ausgemustert. Nach ihrer Ausmusterung wurden sie in der Centralwerkstätte Nürnberg zerlegt.
Im Jahr 1881 war die ebenfalls 1873 erbaute D III "Tiger" im Einsatz. Sie war 7,55m lang, hatte die Achsfolge B und erreichte 45 km/h Höchstgeschwindigkeit. Da sie, nach Ansicht der Direktion in München, für die Strecke überdimensioniert war, wurde sie schon Ende des Jahres wieder gegen eine D II (Strauß) ausgetauscht. Die "Tiger" wurde im Januar 1897 ausgemustert und danach in der Centralwerkstätte Regensburg zerlegt.
Ende 1891 wurde die "Geier" durch die D VI-Maschine "Harburg" ersetzt. Die Gattung D VI hatte die Achsfolge B, eine Länge von 6,91m und eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Zwischen 1880 und 1894 wurden 53 Stück gebaut, die "Harburg" 1883 von Maffei in München. Um die Jahrhundertwende wurde auch noch die D VI "Heideck", gebaut 1886 von Krauss, auf der Spalter Strecke eingesetzt. Die "Harburg" wurde im August 1923, die "Heideck" im März 1924 ausgemustert. Zerlegt wurde sie beide in Regensburg. Die D VI "Berg" hat die Zeit der Ausmusterung (1923-1931) überlebt und steht, leider nicht mehr betriebsfähig, im Museum der DGEG in Neustadt an der Weinstraße.
1909 war es soweit, die PtL 2/2 kam nach Spalt. Dieser Lokomotivtyp prägte die Strecke die nächsten 53 Jahre.
Die 98 307 im Eisenbahnmuseum Neuenmarkt-Wirsberg.
Die PtL 2/2 (Baureihe 98.3) hatte eine Länge von 6,80m und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Die ersten PtL 2/2 sind 1905 in Dienst gestellt worden. Die auf der Spalter Strecke eingesetzten Glaskästen stammten aus der zweiten, dritten und vierten Bauserie der Firma Krauss in München. Die zweiachsige Lokomotive hatte ein Zweizylinder-Triebwerk, bei dem die Treibstangen auf eine zwischen den Achsen liegende Blindwelle wirkten. Von der Blindwelle führten Kuppelstangen zu den beiden Achsen. Um auf die Blindwelle verzichten zu können, hat man bei der vierten Serie den Achsstand um 500mm verringert. Der Antrieb erfolgte nun direkt auf die hintere Achse. Die PtL 2/2 war die erste bayerische Lokomotive mit Heißdampf-Triebwerk. Heißdampf entsteht, indem man den Dampf aus dem Kessel in einen Überhitzer leitet und auf ca. 350°C erhitzt. Dadurch kondensiert der Dampf im Zylinder nicht so schnell und es ergibt sich eine Kohle- und Wasserersparnis von 20-25%.
Das Triebwerk der 98 307.
Der Kessel lag im Führerhaus, nur die Rauchkammer mit dem Schornstein ragte vorne heraus. Der Lokführer stand rechts seitlich neben dem Langkessel. Der Glaskasten war für Ein-Mann-Bedienung ausgelegt, auf den sonst bei Dampflokomotiven üblichen Heizer konnte verzichtet werden. Der Lokführer konnte mittels einer halbselbsttätigen Schüttung die Feuerbüchse alleine beschicken. Die 98 307 bediente die Strecke bis Oktober 1962, ihre Ausmusterung erfolgte am 1. Juli 1963.
4515 im Verkehrsmuseum Nürnberg.
Die PtL 2/2 mit der Betriebsnummer 4515 stand seit 1925 aufgeschnitten im Verkehrsmuseum Nürnberg.
Leider fiel die Lokomotive dem großen Feuer vom 17. Oktober 2005 im Lokschuppen des BW Nürnberg Hbf zum Opfer.
Zwischen 2006 und 2010 wurde sie jedoch durch die BSW-Gruppe Koblenz in ehrenamtlicher Arbeit restauriert und wird seitdem
im DB-Museum Koblenz gezeigt.
4515 im DB-Museum Koblenz.
Foto: Markus Scholter
Die 98 307 blieb erhalten und steht als Leihgabe des Verkehrsmuseum Nürnberg im Deutschen Dampflokomotiv Museum in Neuenmarkt-Wirsberg. Leider ist sie nicht mehr betriebsfähig.
Als in den 30er Jahren die Verbrennungs-Triebwagen der Reihe 760 im Nürnberger Raum zum Einsatz kamen, konnte man diesen Triebwagen auch zwischen Georgensgmünd und Spalt beobachten. Die Triebwagen der Baureihe VT 760 waren 21m lang und erreichten eine Geschwindigkeit von 75 km/h. Angetrieben wurden sie von zwei 6 Zyl. Büssing Benzolmotoren mit einer Leistung von 110 PS pro Motor. Der Triebwagen besaß zwei Drehgestelle mit der Achsfolge (1A)´(A1)´ in die die beiden Motoren eingebaut waren. Ein markantes Merkmal waren die drei auf dem Dach angeordneten Kühler.
Bevor die Dieselloks die Strecke übernahmen, kam noch für kurze Zeit die Baureihe 64 zum Zuge.
Die 64 491 der DFS.
Die BR 64 war eine sog. Einheitslok mit der Achsfolge 1´C1´, 90 km/h Höchstgeschwindigkeit und 950 PS.
Die Lokomotive hatte eine Länge von 12,4m und wurde 1928 zum ersten Mal gebaut. Die Baureihe 64 wurde hauptsächlich im
Personenzug- und im Eilzugdienst eingesetzt. 1974 wird die letzte Lok von der Bundesbahn ausgemustert.
Einheitslokomotiven wurden Loks der Deutschen Reichsbahn genannt, die unter Verwendung genormter Bauteile und Baugruppen
entworfen und gebaut wurden. Dadurch wurde es möglich, einheitliche Bauteile unter den verschiedenen Lokgattungen zu
tauschen.
Als erste Diesellok war eine V 20 unterwegs. Die zwei Achsen der V 20 wurden über eine Blindwelle und Kuppelstangen angetrieben. Die V 20 hatte 200 PS und erreichte eine Geschwindigkeit von 55 km/h. Ihre Länge betrug 8m. Da die Deutsche Reichsbahn noch keine serienreife Diesellokomotive in ihrem Bestand hatte, ließ die Wehrmacht ein eigenes Typenprogramm von den Diesellok-Herstellern entwickeln. Die wichtigsten und meistgebauten Typen des Programms waren die WR 200 B 14 (spätere V20) und die WR 360 C 14 (spätere V36).
Ab 1964 war eine V 60 vor den Zügen zu sehen. Sie hat drei über Blindwelle und Kuppelstangen angetriebene Achsen, erreicht eine Geschwindigkeit von 60 km/h und hat 650 PS. Ihre Länge über Puffer beträgt 10.5m. Mit 941 Exemplaren war sie die zahlenmäßig stärkste Baureihe der DB. Beschafft wurde sie eigentlich für den Rangierdienst, eingesetzt wurde sie aber auch vor Arbeitzügen und im Nebenbahndienst.
V 60 860 im Eisenbahnmuseum Nördlingen.
Von 1965 an waren Köf III auf der Strecke beheimatet. Eine Köf ist eine sog. Kleinlokomotive, die für den leichten Rangierdienst und für den Einsatz vor Arbeitszügen bestimmt ist. Die Köf III hat die Achsfolge B, 240 PS und erreicht 45 km/h. Ihre Länge beträgt 7,8m.
Der Güterverkehr nach Spalt wurde in den letzten Jahren auch von Diesellokomotiven der Baureihe 290 gefahren.
BR 290 am 18.4.1995 in Spalt.
Foto: Claus-Jürgen Prenzel
Die Baureihe 290 ist eine schwere Rangierlokomotive mit der Achsfolge B´B´. Als Antriebsdiesel kommt ein 12-Zylinder-V-Motor mit 1100/1350 PS bei 1400 1/min zum Einsatz. Die Lokomotive erreicht eine Geschwindigkeit von 80 km/h, ihre Länge beträgt 14,3m. Die 290 wurde gelegentlich sogar in Sommerfahrplänen vor Reisezügen eingesetzt.
Zur Jubiläumsveranstaltung "100 Jahre Spalter Bockl" im Jahr 1972 konnte man die BR 86 in Spalt bestaunen. Sie war auch 23 Jahre später bei den Abschiedsfahrten noch mal zu sehen.
Abschiedsfahrt mit 86 457 auf dem Spalter Bockl.
Die Baureihe 86 ist eine sog. Einheitslok, die sowohl im Güterzugdienst, im Personenzugdienst und vor gemischten Zügen eingesetzt wurde. Die ersten Exemplare wurden 1928 gebaut. Bis 1943 wurden insgesamt 774 Maschinen von acht Lokomotivfabriken hergestellt. Die Lok hat ein Zweizylindertriebwerk mit der Achsfolge 1´D1´, 1030 PS und erreicht ca. 80 km/h. Die Länge über Puffer beträgt 13,92m. Die Lok führt 9 m³ Wasser und 4 t Kohle mit.
Bei den 1995 vom Verein Dampfbahn Fränkische Schweiz veranstalteten Fahrten kamen eine Dampflok vom Typ ELNA 6 und die V 36 zum Einsatz.
Die 36 123 der DFS bei den Abschiedsfahrten im April 1995.
Die V 36 ist eine dreiachsige Diesellok mit Stangenantrieb und Blindwelle. Ihr Einsatzgebiet waren der Personennahverkehr und der Verschiebedienst auf den Güterbahnhöfen. Die Länge über Puffer beträgt 9,2m. Mit dem 360 PS Motor wurde eine Geschwindigkeit von 55 hm/h erreicht. Die V36 wurde in den 30er Jahren für die Wehrmacht entwickelt, um eine Lok für Rangierarbeiten in Munitionsdepots, Flugplätzen und sonstigen Anschlußgleisen zu haben. Ein weiterer Grund war die, im Gegensatz zu den Dampflokomotiven, sofortige Betriebsbereitschaft von Diesellokomotiven. Die Deutsche Bundesbahn konnte nach dem Krieg eine große Anzahl von V 36 Lokomotiven in ihren Bestand übernehmen. Zur besseren Streckenübersicht, wurde ein Teil der Lokomotiven mit einer hochliegenden Führerstandskanzel (siehe Bild) ausgerüstet.
Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete der Engere Lokomotiv-Normen-Ausschuß (ELNA) an einer Normung für Privatbahnlokomotiven. Durch eine herstellerübergreifende Normierung der Bauteile und eine hohe Stückzahl der Lokomotiven wurden verhältnismäßig niedrige Preise bei der Lokbeschaffung und bei den Ersatzteilen erwartet. Für die finanziell meist nicht so gut gestellten Privatbahnen wäre dieses Programm genau das richtige gewesen. Die Inflation nach dem 1. Weltkrieg und später die Wirtschaftskrise sorgten jedoch für große Verluste bei den Bahnen, mit allen damit verbundenen Auswirkungen. Neubeschaffungen von Lokomotiven wurden vorerst zurückgestellt. Das ELNA-Programm konnte unter diesen Bedingungen nur schleppend eingeführt werden. Auf Basis dieser Norm entstanden so zwischen 1922 und 1946 nur 214 Exemplare in fünf verschiedenen Typen.
Die ELNA der DFS bei den Abschiedsfahrten im April 1995.
Die Lokomotive 4 der DFS entspricht dem Typ ELNA 6. Diese Type war die stärkste und gleichzeitig mit 116 Stück meistgebaute ELNA-Lokomotive. Diese ELNA-Variante ist eine 2-Zylinder-Heißdampfmaschine mit der Achsfolge D, einer Leistung von 600 PS und einer Länge von 10m. Als Höchstgeschwindigkeit werden 40 km/h erreicht. Sie wurde 1930 als Fabriknummer 9963 von der BMAG, vormals L. Schwartzkopff, gebaut und an die Kreisbahn Hersfeld - Heimboldshausen geliefert. Dort war sie bis 1960 als Lok Nr.2 im Einsatz. 1961 ging die Lok an den Eschweiler Bergwerksverein. Als ANNA 10 wurde sie bis 1987 auf der Zeche Anna in Alsdorf eingesetzt. 1989 wurde die Lokomotive von der DFS erworben und steht der Museumseisenbahn seit 1993 voll betriebsfähig zur Verfügung. Sie ist eine von den drei verbliebenen ELNA 6 Lokomotiven.